Inselhüpfen in Griechenland mit unserer Bonanza

Vorgeschichte

Für 2020 war ein Rundflug in Ägypten mit „unserer“ Beech Bonanza D-EEKE geplant. Vieles war für die im April geplante Reise bereits vorbereitet. Dann kam der Februar mit Covid 19 und den bekannten Folgen. Optimistisch wie Michael Rigaud und ich (Anm. d. Red.: Christian Prosser) halt sind, haben wir das Projekt auf Mitte September verschoben. Aber das Risiko einer oder mehrerer Quarantänen schien uns dann doch zu groß, also was sollten wir tun?

Griechenland liegt ja gar nicht so weit von Ägypten entfernt und für den ursprünglich geplanten Trip hatten wir den Ausflug aus der EU ja ohnehin über Sitia oder Heraklion auf Kreta vorgesehen. Michael und ich kannten einige organisatorische Besonderheiten in Griechenland bereits von einem Ausflug mit einer Katana vor 23 Jahren. Irgendwann wollten wir ja ohnehin wieder einmal dort hin, also warum nicht in diesem speziellen Jahr. Aufgrund unserer Erfahrungen und aktuellen Pilotenberichten aus dem deutschen Flieger-Magazin schien die Vorbereitung ja ganz einfach. Aber im Vergleich zu damals haben sich Bürokratie und vor allem die Kosten sehr unvorteilhaft entwickelt. Auch die erwähnten Pilotenberichte haben ein wichtiges Detail nicht ausreichend hervorgehoben, nämlich: Die wichtigste Person auf einem Flugplatz in Griechenland ist der Handling Agent (Originalton: Skyserv Handling Alexandroupolis)!

Michael vor dem Abflug in LOAN nach Pescara LIPB

Planung

Wir wollten ja nicht nur drei, vier Plätze in Griechenland anfliegen um uns dort dann auch touristisch zu betätigen, wir wollten ja vor allem möglichst viele Flugplätze kennen lernen und die Inseln wenigstens von oben bewundern. So richtig Inselhüpfen halt, das bietet sich in Griechenland einfach an.

Route unseres VFR Fluges © GoogleEarth/Google Maps

Alle Informationen zur Fliegerei in Griechenland (VFR/IFR) hat AOPA Hellas sehr gut zusammengestellt. 

Diese sind umfangreich und können dadurch leider auch etwas verwirrend wirken. Aufgrund unserer nun gemachten Erfahrungen hat sich für uns die nachfolgende Prioritätenliste für die Planung ergeben:

  • AOPA Austria Mitglied werden – reduziert Lande- und Handling-Gebühren.
  • Flugplatz für den Ein- und Ausflug wählen, muss ein Zollflugplatz sein.
  • Öffnungszeiten der Flugplätze anhand der aktuellen NOTAM‘s feststellen, abhängig von der Jahreszeit und vom Flugplan der Airlines.
  • Verfügbarkeit von AVGAS prüfen (Versorgung sehr bescheiden), JET A1 ist einfacher. Sprit wird zumeist von EKO, Air BP oder Gissco bereitgestellt. Unbedingt vorab per E-Mail nachfragen und bestätigen lassen.
  • Vorherige Kontaktaufnahme (zumindest 24h im Voraus) mit dem lokalen Handling Agent. Auf den nicht privatisierten Flugplätzen sind das Skyserv, Goldair oder Swissport. Auf den privatisierten Flugplätzen = Urlauberinseln treibt Fraport sein Unwesen (möglichst vermeiden, die wollen keine GA und verlangen € 300,00 bis 400,00 pro Landung).
    Wenn man sich nicht 24 Stunden vorher angemeldet hat, dann erhält man auch mit der AOPA-Crew Card keine reduzierte Gebühr. Manche Plätze verlangen ohnehin PNR (Prior Notice Required). Bei kleinen Inselflugplätzen hat meist auch ein Telefonanruf am Tower, eine Stunde vor Ankunft genügt. Aber ob dann auch der Handling Agent bei der Gebührenverrechnung kooperativ ist, kann man nicht vorhersagen.
  • Wir würden beim nächsten Mal alle Handling Agents auf den in Frage kommenden Flugplätzen anschreiben und die Ankunft vorerst nur ungefähr bekannt geben. So hat man sich angemeldet und wenn man nicht kommt passiert auch nichts. Panik bekommen Manche, wenn man das Flugzeug über Nacht abstellen möchte, das sollte man unbedingt vorher abklären.
  • Wir benutzen zur Navigation ForeFlight von Jeppesen/Boeing und da sind die Kontaktdaten der Flugplätze und Treibstoffversorger hinterlegt, aber nicht die der Handling Agents am Platz! Michael hat ForeFlight gebeten diese aufzunehmen und das wurde uns von ForeFlight auch so zugesagt.

Samstag 12. September 2020 – Tag 1

Wir starten in Wr. Neustadt mit vollen Tanks und 6x20l Kanister voll mit AVGAS als Reserve. Über Slowenien und Kroatien geht es nach Pescara (LIPB), Italien zum Tanken. Danach geht’s gleich weiter nach Corte (LINB), sensationelle Betreuung durch Flugplatzchef Antonio (Tanken und Taxi) und er bucht uns auch noch ein tolles Hotel und ein empfehlenswertes Restaurant in der nahe gelegenen Stadt Maglie.

Corte Airfield (LINB)

Tag 2

Die erste Etappe des Tages führt von Corte zur ersten griechischen Insel Kythira (LGKC), südlich vom Peleponnes zur Zollabfertigung und zum Corona-Test. Der Flugplatzchef Stavros Paizanos hat alles perfekt vorbereitet und sich persönlich um uns gekümmert. Sehr empfehlenswerter Platz! Handling Agent Skyserv verrechnete uns für Landung und Handling € 120,00.

Anflug auf Kythira

Wir mussten nicht einmal das Testergebnis abwarten, sondern durften gleich zu unserer zweiten Etappe nach Iraklion (LGIT) auf Kreta aufbrechen. Das Testergebnis wurde uns von Stavros per Mail mitgeteilt, Iraklion wurde ebenfalls informiert. Zwei Flugplätze auf Kreta haben AVGAS verfügbar, Iraklion und Sitia. Sitia hat leider sehr ungünstige Öffnungszeiten (nur bis am frühen Nachmittag), Iraklion hat dafür 24h Betrieb.

Hier passierte uns gleich einmal der erste Irrtum in Bezug auf den Handling Agent. Tage vorher hatten wir von Gissco die Bestätigung erhalten, dass wir AVGAS bekommen und auch dort übernachten dürfen. Gissco ist aber kein Handling Agent sondern das sind Goldair und Swissport, wie uns der Fluglotse im Endanflug mitteilte. Wir konnten uns also zwischen Pest und Cholera entscheiden und da wir dort nicht angemeldet waren somit auch kein AOPA-Rabatt. Am Ende hat Goldair von uns satte € 285,00 kassiert.

Tag 3

Das Service und die Abfertigung in Iraklion war für so einen großen Flugplatz aber dann auch wirklich gut. In der Früh zum Goldair-Schalter in der Abflughalle, mit Begleitung durch die Sicherheitskontrolle und mit dem Bus zum Bezahlen in die Bürocontainer, Flugplan aufgeben und dann wieder per Bus zum Flugzeug. Sogar Tanken war bereits vorbereitet, das wollten wir aber erst in Sitia (LGST) machen, nachdem wir telefonisch noch vom Hotel aus endlich den Tankwart erreicht hatten. Er hat zwar unsere Mails bekommen, aber über eine Woche lang nicht geantwortet. „Er wollte das aber eh gerade machen“ wie er uns am Telefon sagte!

Anflug auf Sitia / Kreta – viel Platz aber böiger Seitenwind

Der Flug nach Sitia dauert nur 23 Minuten und schließt mit einer strammen und böigen Landung mit Seitenwind ab, wie fast immer dort. Tanken problemlos, Flugplatzchef schaut vorbei und sagt uns, dass wir keine Landegebühr zahlen da wir ja schon in Iraklion bezahlt haben. Dann erster Test mit einem kleinen Flugplatz. Keine 20 Minuten östlich liegt Kassos (LGKS). Ein Anruf, alles kein Problem. Kurzer Flug und wir treffen den freundlichsten Handling Agent der gesamten Reise. Die unglaublich nette Dame borgt uns sogar ihr privates Auto um in den 5 Minuten entfernten Hauptort zu fahren. Ein idyllisches Fischerdorf, Griechenland wie vor 30 Jahren. Landegebühren auch paradiesisch € 24,80!

5 Sterne für unseren Handling Agent auf Kassos

Dann aber der Hammer. Seit dem Vortag versuchen wir Kontakt mit dem Flugplatz auf Paros (LGPA) aufzunehmen. Wir landen immer wieder in der Warteschleife, es hebt jedoch keiner ab. Die letzte Telefonnummer die wir im ForeFlight finden ist die von Signature. Aufgrund der Vorwahl sehen wir zwar, dass es eine Nummer in Athen ist, aber was soll’s. Nachdem wir in zwei, drei Telefonaten einige Informationen zu unserem Flugzeug und unserem Flugplan bekannt gegeben haben, wurde uns gesagt, dass man die „Genehmigung“ zur Landung in Paros gerne für uns einholt.

Für uns war es dann auch erledigt bis uns der Fluglotse von Paros darauf aufmerksam machte, dass unser PNR-Antrag abgelehnt wurde und wir somit nicht landen dürfen und falls doch uns eine Strafe droht. Da Paros aus unserer Erfahrung von früher ein kleiner „Provinzflugplatz“ ist, haben wir uns nicht abschrecken lassen und sind gelandet. Etwas komisch war allerdings, dass der Flugplatz an einer anderen Stelle zu sein schien. Und tatsächlich wurde er vor drei Jahren in einer Ebene, nicht weit vom alten Flugplatz an einem Hang gelegen, neu gebaut.

Flugplatz Paros – warum nicht landen?

Signature hat uns die Ablehnung per Mail übersandt, nachdem wir schon in Kassos gestartet waren. Es war nichts, absolut nichts los auf diesem Flugplatz was eine Ablehnung der Landung und der geplanten Übernachtung gerechtfertigt hätte. Große Aufregung bei Signature und dem lokalen Handling Agent, wieder Goldair, wegen einer möglichen Strafe der „Behörde“.

In Wirklichkeit hat sich aber niemand für uns interessiert und Paros ist, wie wir später dann erfahren haben, auch kein Prior Notice Required-Platz! Nach unserer Rückkehr habe ich AOPA Hellas über unseren Flug und unser Erlebnis in Paros berichtet.  Biris Kyprianos / Präsident der AOPA Hellas hat mir in einer sehr netten Mail mitgeteilt, dass Paros eben kein PNR-Platz ist und er selbst schon Diskussionen darüber hatte. Die hatten einfach keine Lust auf uns, die Gründe dafür bleiben im Verborgenen. Genauso ergeht es uns in Naxos, wo wir am nächsten Tag hin wollten. Die haben dort aber wenigstens das Telefon abgehoben. Echt hart war dann die Rechnung von Goldair am nächsten Tag, € 294,15 haben die uns abgenommen, mehr als auf dem großen Flugplatz in Iraklion (ebenfalls Goldair).

Das musste sein, Parikia / Paros

Wenn schon nicht am Flugplatz dann waren wir wenigstens im Hauptort von Paros, in Parikia willkommen. Das direkt im Zentrum gelegene und noch dazu brandneue Hotel Argonauta hat mit dem allerbesten Frühstück in Griechenland überrascht. Dazu am Abend noch guter Fisch direkt am Meer (Empfehlung des Taxi-Fahrers) und die schöne Altstadt von Parikia hat den Ärger über die komischen Flugplatzleute rasch verfliegen lassen. So eine abweisende Art ist in Griechenland die absolute Ausnahme. Man sollte sich deshalb nicht zu schnell geschlagen geben.

Tag 4

Nachdem Naxos uns nicht wollte hat ein Anruf in Astypalea (LGPL) genügt und wir haben dort sensationell nette Leute getroffen und dort auch keine Landegebühren oder Handling bezahlt. Unser Zeitplan für diesen Tag war straff. Wir planten noch weiter nach Ikaria (LGIK) = Ikarus und war somit Pflicht für uns, schließt aber schon um 12:30 Uhr lokal. Danach noch zum Tanken und zur Übernachtung nach Syros (LGSO), schließt um 13:30 Uhr lokal. Ist sich aber alles zwar knapp aber gut ausgegangen. Landung und Handling in Ikaria waren mit € 101,03 nicht gerade günstig.

Entspanntes Fliegen, entspannte Approach-Controller in Santorini und Mykonos, entspannte Leute auf den Flugplätzen waren ein wohltuender Kontrast zu dem unnötigen Stress im Anflug auf Paros. Der Controller von Astypalea war so nett und hat seinen Kollegen und alten Freund auf Ikaria angerufen und uns angemeldet. Überhaupt war die gesamte Flugverkehrskotrolle höchst hilfsbereit und professionell, die Funkabdeckung war auch in niedrigen Flughöhen lückenlos.

Astypalea Tower (v.l. Michael, Controller, Christian)

Mit Syros hatten wir schon vorab einen längeren Schriftverkehr, da wir dort auch AVGAS bekommen und übernachten wollten. Die Pumpe ist aber ein paar Tage vor unserer Ankunft kaputt geworden und damit kein AVGAS. Samos wäre die alternative Lösung gewesen und von uns auch schon vorbereitet, dann doch noch rechtzeitig die erfreuliche Mail aus Syros dass die Pumpe wieder funktioniert. Landung und Handling auf Syros kosten € 53,73, wir waren ja angemeldet. Syros war nicht nur aufgrund der besonderen Lage des Flugplatzes einer der geplanten Höhepunkte unserer Reise, sondern ist auch noch das Verwaltungszentrum der Kykladen, zu denen Santorini, Mykonos, Paros, Naxos, Ios zählen, um nur die bekanntesten zu nennen. Santorini und Mykonos sind leider Fraport-verseucht, vor 23 Jahren waren wir mit unserer Katana dort.

Anflug auf Astypalea

Tag 5

Bei unseren Wetterbeobachtungen ist uns der sich aufbauende Wirbelsturm Ianos nicht verborgen geblieben. Tatsächlich hat er sich zu einem Medicane ausgewachsen, der vor allem die westgriechischen Inseln und den Peleponnes getroffen hat. Unser Plan für die nächsten zwei Tage, von Syros ganz in den Osten nach Alexandroupolis (LGAL), dann weiter nach Thessaloniki (hier aber Kolchiko LGZZ04, betrieben vom Aeroclub Thessaloniki aber kein AVGAS), weiter zum Tanken nach Megara LGMG) und für den Ausflug aus Griechenland nach Ioannina (LGIO) war somit hinfällig.

Der Osten Griechenlands sollte jedoch von Ianos verschont bleiben und so war wenigstens ein sicherer Weiterflug von Syros nach Alexandroupolis möglich. Wenn auch teilweise mit überraschenden 40 Knoten Gegenwind. Trotz Flugschule hat Alexandroupolis kein AVGAS zum Verkauf, der Osten ist damit leider extrem unterversorgt, zumindest für Flugtouristen. Jetzt machten sich unsere 120l Sprit in den mitgeführten Kanistern voll bezahlt. Bis auf einen Kanister war die Bonanza damit wieder voll und wir hatten einen vernünftigen Aktionsradius ohne teure Zwischenlandungen.

Anflug auf Syros

Ungewohnte Hektik am Flugplatz verursachte ein großer Waldbrand in einem nahen gelegenen Naturschutzgebiet. Vier Löschflugzeuge und mehrere Löschhubschrauber waren im Einsatz und haben das Löschwasser in der Nähe des Fluglatzes aufgenommen.

Hier klärte uns auch die Dame vom Handling Agent Skyserv auf, wie wichtig der Handling Agent auf einem Flugplatz in Griechenland ist. Trotzdem wir uns bei ihr nicht angemeldet haben (allerdings hatten wir eine Mail samt Antwort vom Tower), wurden uns die reduzierten € 53,27 verrechnet.

Kein AVGAS in Ostgriechenland

Tag 6

Von Alexandroupolis sind es „nur“ vier Stunden zurück nach Hause. Das Wetter war gut, Medicane Ianos tobt im Westen, also dann zwei Tage früher als geplant zurück nach Wr.Neustadt. Auf die Mönchsrepublik Athos, den Olymp, die Meteora-Klöster und einen Besuch in Thessaloniki müssen wir diesmal wohl leider verzichten.

Sofia

Der Flug über Bulgarien, Serbien und Ungarn klappt fast problemlos. Die Serben haben unseren Flugplan nicht erhalten und wollen uns deshalb nicht einfliegen lassen. Soweit wir im Funk mitbekommen, hat Sofia zwar mit Nis telefoniert, aber man wollte sich scheinbar nicht verständigen.

Nach einigen Vollkreisen und unserem ungeduldigen Vorschlag dann doch einen Flugplan per Funk aufzugeben, hat Nis Info dann akzeptiert.

Unser Fazit

Griechenland ist unbedingt eine Reise mit dem eigenen Flugzeug wert! Mit ein wenig Nach- bzw. Einsicht in die dortige Bürokratie und wie man damit umgehen muss, wird das garantiert zu einem beeindruckenden Erlebnis.

Das Verständnis für unsere Art der Fliegerei ist dort nicht stark ausgeprägt, aber je mehr Privatpiloten nach Griechenland fliegen desto einfacher dürfte es werden. Das unterstützt auch die großartige Arbeit von AOPA Hellas und deren Präsidenten Biris Kyprianos. Wir haben ihn im Nachhinein als einen sehr hilfsbereiten und kompetenten Ansprechpartner kennengelernt.

Leider etwas zu kurz, aber gut! Wieder zurück in LOAN

rwe

Daten unseres Fluges

Text und Fotos: Christian Prosser, Karte und Infobox: Michael Rigaud, einleitendes Beitragsbild: © Adobe Stock